Mal um die Ecke gedacht: Nutze, was du hast, und mache etwas daraus!
Google hat weltweit rund 2,5 Milliarden Android-Smartphones in ein globales Erdbeben-Frßhwarnsystem verwandelt. Kern dieses Erfolgs ist die Nutzung der bereits in den Telefonen eingebauten Beschleunigungssensoren, die ursprßnglich fßr Alltagseinsätze wie die Bildschirmdrehung oder Schrittzählung konzipiert wurden.
So funktioniert das System:
- Reaktion auf ErschĂźtterungen: Wenn ein Android-Smartphone ruhig liegt und plĂśtzliche Bewegungen erkennt, prĂźft das System, ob es sich um die typischen Wellen eines Erdbebens handelt, insbesondere um die schnellen P-Wellen und die zerstĂśrerischeren S-Wellen.
- Zentrale Auswertung: Registrieren viele Geräte im selben Gebiet gleichzeitig Erschßtterungen, leiten sie anonymisierte Signale samt Standortdaten an Google-Server weiter. Je mehr Smartphones ähnliche Werte melden, desto sicherer kann das System die Quelle, Stärke und Position des Bebens feststellen.
- Automatische Warnungen: Erkennt das System ein Erdbeben, erhalten Menschen im Gefährdungsgebiet eine Warnung direkt aufs Handy. Bei leichten oder moderaten Beben erscheint eine âBeAwareâ-Benachrichtigung; bei starken Beben wird eine auffällige und laute âTakeActionâ-Warnung ausgespielt, die sogar das Handy aus dem Stummmodus holt.
Erfolg und Reichweite:
- Das System ist mittlerweile in 98 Ländern verfßgbar.
- In den ersten drei Jahren erkannte es ßber 11.000 Erdbeben, davon rund 1.200 mit starker Intensität, woraufhin gezielte Warnmeldungen verschickt wurden.
- Die Nutzerbefragungen zeigen eine sehr hohe Akzeptanz: Rund 85% der Betroffenen stuften die Alarmierungen als âsehr hilfreichâ ein. Die durchschnittliche Bewertung lag bei 4,7 von 5 Sternen.
Bedeutung:
- Das System funktioniert besonders dort effektiv, wo klassische seismische Netzwerke fehlen â z.B. in SĂźdostasien oder anderen wirtschaftlich schwächeren Regionen.
- Im Vergleich zu teuren Messtechniknetzen ist die LĂśsung von Google durch die schiere Zahl der Sensoren weltweit unschlagbar.
- Auch Erdbebenforscher sehen groĂe Chancen, fordern aber mehr Transparenz Ăźber die zugrunde liegenden Algorithmen und den Zugang zu Rohdaten, da es sich um einen sicherheitsrelevanten Dienst handelt.
Einschränkung:
- Google selbst betont, dass dieses System ein zusätzlicher Dienst sei und keine offiziellen Frßhwarnsysteme ersetzt, jedoch sehr vielen Menschen Zugang zu lebensrettenden Sekunden verschafft.
Die Innovation beruht also auf der kombinierten Sensordichte und einem Crowdsourcing-Prinzip: Die unparteiische und schnelle Datenauswertung aus Milliarden einzelner Geräte macht ein zuverlässiges, kostenfreies Frßhwarnsystem fßr Erdbeben weltweit mÜglich.
Hier findest du weiterfĂźhrende Informationen: Spektrum